25 Jahre unschuldig im Gefängnis

Ukraine: Manipulierte Untersuchungsergebnisse führten dazu, dass der ukrainische Pastor Yaroslav Misiak im Jahr 1998 unschuldig inhaftiert wurde. Die Hoffnung auf Freiheit hat er nie aufgegeben.

Geständnis erzwungen
Yaroslav war als Jugendpastor in Transkarpatien im Westen der Ukraine engagiert. Inzwischen ist er 49 Jahre alt. 25 davon hat er im Gefängnis verbracht, mehr als die Hälfte seines Lebens. Im Jahr 1998 wurden seine Grosseltern und sein Onkel ermordet. Obwohl er ein Alibi hatte, wurde Yaroslav für das Verbrechen ins Gefängnis gesteckt, während der wahre Täter unbestraft davonkam. Die Ermittler konnten kein Motiv und nur fragwürdige Beweise hervorbringen, darum erzwangen sie ein Geständnis von Yaroslav durch Folter und Drohungen gegen seine Frau und zweijährige Tochter. Yaroslav widerrief sein Geständnis, sobald er einen Anwalt hatte. Dennoch verurteilte ihn das Landgericht am 18. Oktober 1999 zum Tod durch Erschiessen. Zu dieser Zeit verfügte die Ukraine jedoch die Abschaffung der Todesstrafe, sodass sein Urteil wenige Monate später in lebenslängliche Haft umgewandelt wurde.

Korruption und Ungerechtigkeit
Später wurden im Gerichtsprozess schwere Mängel festgestellt. Das Urteil stützte sich auf Annahmen. Das Alibi des Angeklagten wurde ignoriert, ebenso wie die Tatsache, dass laut einem Zeugen zum Tatzeitpunkt betrunkene und bewaffnete Personen in der Nähe des Tatorts waren. Ab 2015 überprüfte das transkarpatische Gericht den Fall. Das dauerte mehrere Jahre, während denen Yaroslav die ganze Zeit über im Gefängnis blieb. Im Jahr 2020 wies ein Expertenbericht völlig unterschiedliche Fakten als der ursprüngliche Gerichtsbericht auf. «Das ist inakzeptabel und beweist, dass jemand die Daten absichtlich manipuliert hat», sagt Misiak. Trotz allem lehnte das Berufungsgericht schliesslich die Wiederaufnahme des Falles ab.

Die Bemühungen scheiterten aufgrund von Korruption, Ungerechtigkeit und des veralteten Justizsystems. Die ukrainische Gesetzgebung kennt nämlich keine «falschen Gerichtsurteile» – wenn ein Urteil gefällt ist, existiert keine gesetzliche Basis, um dagegen Berufung einzulegen. Für eine Freilassung bräuchte es also auch eine legislative Änderung.

Im Gefängnis ein Segen
Trotz der schrecklichen Realität verzweifelt Yaroslav nicht. Er vertraut Gott und bleibt hoffnungsvoll. Seine Gefangenschaft sieht er als Möglichkeit, für andere Insassen da zu sein. Durch ihn haben mehr als 60 Sträflinge, viele davon ebenfalls zu lebenslanger Haft verurteilt, zum Glauben an Christus gefunden. Yaroslavs Frau Snejanna, seine inzwischen erwachsene und verheiratete Tochter Olesia, sein Schwiegersohn, sein Enkel und seine Mutter unterstützen ihn. Sie alle warten auf ihn und verlieren die Hoffnung auf eine Freilassung nicht.

Yaroslav teilt uns mit: «Bitte unterstützen Sie mich im Gebet. Ich glaube, dass nichts unmöglich für Gott ist, und dass derjenige, der seine Hoffnung auf Gott setzt, nicht beschämt werden wird.» Die HMK engagiert sich auf politischer Ebene in der Schweiz und in der Ukraine für Yaroslav. Es braucht weiterhin sehr viel, bis Pastor Yaroslav endlich freigelassen werden kann.