Nigeria: Mary* hat Schlimmes erlebt. Islamistische Terroristen haben ihr Dorf in Nigeria angegriffen und die junge Frau hat erlebt, wie furchtbar es sein kann, wenn Menschen nur an sich selbst denken:
«Als ich abends gegen 19 Uhr von der Schule zurückkam, hörten wir draussen Schüsse, und ehe wir uns versahen, waren die Männer von Boko Haram an unserer Tür und versuchten, sie mit Gewalt zu öffnen, aber mein Vater meldete sich zu Wort und sagte ihnen: ‹Wartet, ich komme heraus. Ich bin der Einzige hier im Haus, ihr müsst nichts aufbrechen.› Sie hörten auf, und die kurze Zeit, die blieb, nutzte er, um mir und meiner Mutter lautlos zu zeigen, wie wir fliehen konnten. Dann öffnete er die Tür und sie töteten ihn sofort.
Wir flohen in den Busch und schliefen dort tagelang, bis wir beschlossen, zurückzukommen. Unser christliches Dorf war zerstört und überall waren Boko-Haram-Kämpfer. Meine zwei Brüder waren auch getötet worden. Wir waren nirgends mehr sicher und flohen weiter. In vielen Dörfern waren Kämpfe und wir mussten uns verstecken. Dann wurde meine Mutter angeschossen – in ihrem Bein steckte eine Kugel und die Wunde entzündete sich. Sie konnte nicht mehr gehen. Ein Mann mit einem Toyota half uns. Er lud uns auf und brachte uns in das Flüchtlingslager in Maiduguri.
Wir brachten meine Mutter ins Spital. Es ging ihr gar nicht gut. Meine Tante war auch in der Nähe und sie kam, um bei ihr zu sein. Man sagte uns: ‹Diese Frau muss unbedingt operiert werden.› Aber woher sollten wir das Geld für eine Operation nehmen? Wir warteten zwei Wochen im Krankenhaus, und meiner Mutter ging es immer schlechter. Dann geschah das Wunder: der Gouverneur besuchte das Krankenhaus und hörte von unserer Situation. Er zückte das Portemonnaie und gab das Geld meiner Tante, die es dankend annahm. Doch kaum war er weg, steckte sie es selber ein. «Ich bin Muslimin. Dieses Geld gebe ich sicher keiner Christin», meinte sie verächtlich. Ich fühlte mich wie gelähmt. Ich war viel jünger als meine Tante und getraute mich nicht, mich zu wehren. Sie hatte entschieden.
Nach zwei weiteren Wochen forderte die Spitalleitung mich und meine Mutter auf, das Spital zu verlassen. Die Wunde könne nicht mehr behandelt werden ohne Operation. Wir standen auf der Strasse. Ich wusste, wo meine Tante wohnte, und kurze Zeit später standen wir vor ihrer Tür. Widerwillig öffnete sie die Tür, doch nach zwei Wochen warf sie uns wieder heraus. Sie sagte: «Die Bandagen stinken, ich halte das nicht mehr aus.»
Wir kehrten ins Flüchtlingslager zurück. Denn das war der letzte Ort, wo wir hingehen konnten. Immer wieder wurden Autos mit Menschen vollgeladen, um in andere Bundesstaaten Nigerias zu gelangen, wo man sicherer war und vielleicht Arbeit finden konnte. In einem dieser Autos wurde ein Platz frei. «Geh», sagte meine Mutter, «dann hast du eine Chance auf ein besseres Leben. Ich komme nach, sobald es mir besser geht.»
Ich habe sie nie wieder gesehen. Doch ich habe es heute einigermassen gut: Ich wurde in Sicherheit gebracht und mir wurde die Chance gegeben, an einer Schule eine Ausbildung zu machen. Hier lerne ich auch mehr über Gott und wie er alle liebt. Und mir fällt es so schwer, meiner Tante zu verzeihen. Heute weiss ich, dass meine Mutter kurze Zeit später gestorben ist. Jetzt lebe ich alleine an einem neuen Ort.»
*Symbolbild, Name von der Redaktion geändert.