«Für mich ist es eine Ehre»

Algerien: Mohamed* ist ein Gemeindegründer in Algerien, den wir als HMK unterstützen. Er erlebt persönlich Diskriminierung auf allen Ebenen. Wie geht er damit um?

Wie geht es den Christen in Algerien, mit denen du arbeitest? Wie geht es ihnen in Bezug auf den Staat, die Gesellschaft, untereinander?
Mein Team und ich folgen trotz Verfolgung unserem Ziel, das Gott uns aufs Herz gesehen hat: Nämlich dass überall in Algerien Gemeinden entstehen, in denen Gott angebetet wird.

Andere christliche Leiter verlassen das Land und gehen in westliche Länder, weil es dort für sie einfacher ist. In meinem Team hat bis jetzt noch niemand solche Gedanken geäussert. Was uns ermutigt, ist zu hören, wie Gott um uns herum tut und wie er wirkt. Wir haben verstanden, dass wir in einem geistlichen Kampf sind – deshalb beten wir bewusst für die Behörden, die so gegen uns sind, und versuchen, weise und intelligent vorzugehen.

Wir treffen uns regelmässig und ermutigen uns gegenseitig. Wir haben ein Team im Osten des Landes verstärkt. Gerade steht jemand aus unserem Team vor Gericht wegen seinen Aktivitäten, er wurde aber noch nicht verurteilt. Bis jetzt haben wir keine Schwierigkeiten mit der Gesellschaft und wir wissen – in einem muslimischen Land wie Algerien ist es sehr wichtig, Zeugen für Jesus zu sein.

Wie unterscheidet sich die Verfolgung in Algerien von Ländern wie Marokko oder Tunesien?
Die Verfolgung in Algerien unterscheidet sich stark von der in Marokko und Tunesien. Bei uns ist die Zahl der Jesus-Nachfolger unter ehemaligen Muslimen viel höher. Die algerische Regierung sieht das als eine Bedrohung für den Islam und unterdrückt die einheimischen Christen, indem sie sie vor Gericht stellt. Das tut Algerien mit der Unterstützung anderer muslimischer Länder. Behörden lassen alle Kirchengebäude schliessen, zieht gegen christliche Leiter vor Gericht und einige von ihnen müssen ins Gefängnis. Das alles ist in Marokko und Tunesien nicht der Fall.

Wie gehst du persönlich damit um, wenn du verfolgt wirst? Wie fühlst du dich dabei?
Dass ich wegen Jesus verfolgt werde, ist für mich eine Ehre. Seine Hand zu sehen, dass er da ist, um mich zu ermutigen und trösten, und immer am Werk ist – das hilft mir, standhaft zu bleiben.

Ich stand schon mehr als 16-mal vor einem Richter, wurde zu 2 Jahren Gefängnis und einer hohen Summe verurteilt. Mein Geschäft wurde unrechtmässig geschlossen und bleibt es bis heute. Doch trotz allem glaube ich, dass all diese Prozesse für Gottes Reich dienen. Einmal fragte mich einer der Richter, der mich verurteilte, heimlich nach einer Bibel, um darin zu lesen.

Kannst du ein Beispiel nennen, wie Gott dir persönlich in letzter Zeit in einer schwierigen Situation Mut gemacht hat?
Mich ermutigt, was Hamid erlebt hat. Er ist Christ und wurde ohne ordentliches Urteil ins Gefängnis gesteckt. Nach 3 Monaten stand er zum ersten Mal vor einem Richter, und als der ihn fragte, warum er nun hier vor Gericht sei, sagte Hamid: «Ich bin hier, um dir zu sagen, dass Gott dich liebt!» Diese Worte berührten das Herz des Richters. Er gab ihm einen Termin in seinem Büro und bat ihn dort um eine Bibel. Am Schluss nahm der Richter Jesus in sein Leben auf. Das hat mich sehr ermutigt.

Kannst du ein Beispiel nennen, wie andere Christen mit Verfolgungssituationen umgehen?
Ich bewundere den Mut der algerischen Christen.

Im Moment habe ich mit einem Ex-Polizisten zu tun, dem vorgeworfen wird, Christ zu sein. Eine Behörde hat ihn verurteilt als Polizeiverräter und Terrorist. Ihm wurde vorgeschlagen, als Spitzel für die Polizei zu arbeiten und weiterhin in die Kirche zu gehen. Ihm wurde auch mehr Lohn angeboten. Dieser Mann schlug das Angebot aus, er möchte seinem neuen Glauben nicht abschwören. Stattdessen wurde er nun verurteilt.

Auch mein Bekannter Yussuf schlug ein Angebot aus, seinen Glauben zu verleugnen, und ging stattdessen für 5 Jahre ins Gefängnis. Hätte er sich öffentlich losgesagt, wäre das Urteil aufgehoben worden.

Wie können wir für dich und dein Team beten?
Betet, dass Gott uns Weisheit gibt, damit wir seinen Willen in diesen schwierigen Zeiten verstehen können.

Betet, dass Christen von innen erneuert werden und mutig ihren Weg trotz Schwierigkeiten gehen.

Betet, dass noch viele Gemeinden entstehen können.

Betet, dass der Heilige Geist unsere Gesellschaft und unser Land transformiert – und noch viele Jesus erkennen.

Danke für das Gespräch!