«Ich lebe zwischen Abfallbergen!»

Ägypten: Dies ist eine erfundene Geschichte, die für das HMK-Kinderprogramm geschrieben wurde. Es gibt aber viele Kinder in Ägypten, die genau wie Rashid leben und die die HMK unterstützt. Mehr Infos zum Kinderprogramm hier.

Rashid wohnt an einem speziellen Ort – dort stinkt es immer und Ratten springen überall herum. Es ist ein Quartier in der grossen Stadt Kairo, das «Garbage City» (Abfall-Stadt) heisst. Auf den Strassen liegen viele Abfallsäcke und die Balkone der Hochhäuser sind mit stinkenden Plastiksäcken vollgestapelt.

Rashids Leben in der Abfall-Stadt
Rashid lebt dort mit seinen Eltern und seinen drei Geschwistern. Sie und die anderen Familien dort sind Christen. Sie verdienen ihr Geld damit, Abfall in ganz Kairo einzusammeln, zu sortieren und dann zu verkaufen oder zu verbrennen. Sie sammeln den Abfall überall ein und bringen ihn in ihr Quartier – denn Kairo hat keine Müllabfuhr. Sie sind sehr arm und können nicht mal ihre Kinder in die Schule schicken. Stattdessen helfen Rashid und seine Geschwister beim Einsammeln und Sortieren des Abfalls.

Ein wertvoller Fund
Rashid ist ziemlich flink und geübt darin, im Abfall direkt die wertvollsten Sachen zu finden. Einiges davon kann seine Familie weiterverkaufen, einiges kann er für sich behalten. Über Spielsachen und Kleider freut er sich besonders. Am ekligsten findet er vergammeltes Essen. Heute entdecken er und sein Bruder alte Autoreifen auf der Strasse. Schnell tragen sie die schweren Reifen nach Hause. Rashid freut sich: «Super, diese Reifen kann mein Vater verkaufen und dann haben wir für die ganze Woche Essen!» Sie stellen die Reifen auf den schmalen Balkon der Wohnung, wo sich schon Säcke voller Abfall stapeln. Weil die Sonne direkt darauf knallt, ist der Gestank heute besonders intensiv. Rashid ist sich das aber gewöhnt – er kennt kein anderes Leben. Und heute lacht er: Er freut sich schon auf den Bohneneintopf, den seine Mama heute Abend mit dem Geld kochen wird. Oft geht er nämlich hungrig ins Bett, und das mag er gar nicht.

«Du stinkst!»
Am nächsten Tag steht Rashid auf. Er ist immer noch satt vom letzten Abendessen. Heute ist ein ganz besonderer Tag, denn er darf mit seinem Papa aus der Abfall-Stadt raus, um Papiere zu beantragen. Sonst kommt er nur selten aus seinem Quartier heraus. Rashid wäscht sich gründlich und zieht seine schönsten Kleider an. Dann steigen er und sein Papa in einen Bus. Der Bus ist voll und heiss, aber wenigstens riecht er nicht so schlecht wie ihr Balkon. Rashid stellt sich ganz nah an seinen Papa und versucht, sich festzuhalten. Ein kleines Mädchen, das neben ihm steht, beginnt zu schreien: «Bäh, der stinkt!», ruft sie ganz laut. Ihre Mutter zieht sie von Rashid weg und schaut Rashid an, als ob sie eine Ratte erblickt hätte. «Der hat es nicht verdient, hier im Bus mitzufahren, dieser Christ!», sagt sie mit einer Stimme, die Rashid mitten ins Herz trifft. Er traut sich nicht, sich zu bewegen, und starrt stumm aus dem Fenster, damit er niemanden anschauen muss. Sein Papa streicht ihm tröstend über die Schulter. Zu Hause in seinem Bett wird Rashid weinen, aber jetzt wagt er nicht mal das.

Gott liebt Rashid
Rashid gehört zu denjenigen Christen in Ägypten, denen es nicht gut geht. Wenn sie versuchen, aus ihrer Situation auszubrechen, sagen die anderen: «Nein. Geht zurück. Ihr gehört nicht zu uns!» Das macht diese Christen sehr traurig. Doch Gott liebt Rashid, seine Familie und alle Bewohner der Abfall-Stadt! Für Gott sind sie weder dreckig noch stinkig. Organisationen wie die HMK Schweiz setzen sich für sie ein. Sie sagen Rashid, dass er wertvoll ist, und helfen ihm, ein besseres Leben zu haben.

*Symbolbild