China: Shenmi hatte ein Problem. Sie hatte einen viel älteren Mann geheiratet und seine Tochter war so alt wie sie. Das Paar war glücklich miteinander – doch Shenmi und ihre Stieftochter konnten sich nicht ausstehen und mussten im Alltag miteinander zurechtkommen.
Dann ging die Stieftochter für ein Studium ins Ausland, wo sie mit dem christlichen Glauben in Berührung kam. Sie kehrte als veränderter Mensch heim. Shenmi war verblüfft, wie offen ihre Stieftochter plötzlich mit ihr redete, unter anderem über ihren neuen Glauben. Shenmi wollte mehr über diesen Glauben erfahren, fragte ihre Stieftochter darüber aus und entschied sich nach einer Weile ebenfalls für Jesus. Die beiden wurden plötzlich zu engen Freundinnen. Shenmi sagt: «Gott hat unsere Beziehung komplett geheilt. Wir können einander nun lieben wie Schwestern. Das wäre ohne Jesus nie möglich gewesen.»
Shenmi hatte jetzt alles, um glücklich zu sein: Eine gute Ehe, einen kleinen Sohn und eine friedliche Beziehung zu ihrer Stieftochter. Die Karriere als Fotografin ermöglichte ihr ein angenehmes Leben. Dann wurde ihr Sohn in eine christliche Kindergruppe eingeladen. Die neugierige Shenmi ging mit.
«Ich hatte vorher noch nie erlebt, wie Kindern die Liebe Gottes erklärt wird», sagt Shenmi. In China ist es verboten, mit unter 18-Jährigen über Religion zu sprechen. «Ich war fasziniert und ging mehrmals mit. Ich lernte dabei selbst viel Neues über Gott. Die Mitarbeitenden waren freundlich und umarmten mich. Ich staunte, wie geschickt sie mit den Kindern umgingen. In mir wuchs der Wunsch, selbst mit Kindern zu arbeiten.»
In China sind nur die staatlichen «Drei-Selbst-Kirchen» erlaubt. Diese dürfen offiziell nichts gegen die Kommunistische Partei sagen und müssen die im Jahr 2023 publizierte kommunistische Bibel verwenden. Alle anderen Kirchen werden zwangsmässig geschlossen. Sogar in ländlichen Regionen, wo bisher kaum Kontrollen stattfanden, nehmen Kirchenschliessungen zu. In denjenigen Gebieten, wo Christen noch mehr oder weniger frei sind, machen die Gemeinden keinerlei Kinderprogramme – sie kommen gar nicht auf die Idee, denn es ist ja verboten. An einem Seminar erhält Shenmi den Impuls, das in ihrer Region zu ändern.
Heute leitet Shenmi Kindertreffs in verschiedenen Dörfern. An das erste Treffen in einem Dorf kommen etwa zehn Kinder. Sie haben nichts anderes zu tun, können weder lesen noch schreiben, gehen nicht in die Schule und tragen löchrige Kleidung. Sie sind begeistert von den Kindertreffs und einige finden dadurch zu Jesus. Die Kinder bringen andere Kinder mit und so entsteht eine zweite Gruppe. Plötzlich kommen auch die Eltern mit und dadurch entsteht die erste Hausgemeinde. Shenmi darf dabei sein, wie weitere Chinesen Jesus kennenlernen und Versöhnung finden.