Rückblick: Gebetsabend Indien

Irgendwie passt es nicht so ganz zusammen: Winterjacken hängen über den Stuhllehnen, während Vijayesh Lal von der Situation der Christen im warmen Indien erzählt. Etwa 25 Schweizerinnen und Schweizer sitzen gespannt auf den Stühlen im gemütlichen Gebetshaus Thun und hören zu. Der Generalsekretär der Evangelischen Allianz Indiens berichtet von Christen, die er selbst getroffen hat und deren nächste Angehörige umgebracht wurden – weil sie einen Gottesdienst besuchten. Weiter weg voneinander könnten unsere Welten kaum sein. Niemand hier in der Schweiz hat so etwas schon mal erlebt. Trotz der unterschiedlichen Erfahrungen findet an diesem Abend etwas Besonderes statt: Wir erfahren Nähe und Verständnis.

Vijayesh berichtet davon, wie seine Frau Christin wurde. Danach wurde sie eingesperrt und isoliert durch ihre Familie, die das nicht guthiess. Er erzählt, wie schwierig es ist, gegen Hindu-nationalistische Strömungen vorzugehen, die Menschenrechte und Religionsfreiheit verachten. Und dann schildert der Projektleiter der HMK, wie angefochten Vijayesh wegen seiner Arbeit oft ist und wie gefordert er im Alltag ist. Die Schweizer Zuhörenden bleiben aber nicht passiv, sondern antworten auf das Gehörte – sie beten für Indien. Sie beten miteinander für die Anliegen im Land, die Betroffenen von Verfolgung, aber auch konkret für Vijayesh und segnen ihn.

Im Lauf des Abends wird aus einem fremden Redner ein Bruder, und aus einem fernen Land wird ein Ort, mit dem man sich identifizieren kann. Dabei hilft, dass wir feine indische Snacks essen und Broschüren zum Land aufliegen. Nach der gemeinsamen Gebetszeit sprechen einige Besucherinnen und Besucher mit dem Gast aus Indien. Viele gehen ergriffen, aber auch ermutigt, vom Gebetsabend wieder nach Hause, in ihre eigene Welt.