Ukraine: Larysa* hat ihr Leben lang in Donezk gewohnt. An nur einem Tag wurde ihr Leben verändert. Sie erzählt:
«Als der Krieg begann, war uns sofort klar, dass wir fliehen mussten. Je weiter weg, desto besser. Wir hatten bereits Erfahrungen darin gemacht, unser Zuhause zu verlassen – auch im Jahr 2014 hatten wir das tun müssen.
Der härteste Teil war die Autofahrt. Wir waren zu fünft unterwegs und mussten uns nur mit drei Sitzplätzen begnügen. Über tausend Kilometer weit reisten wir unter diesen Bedingungen. Gott sei Dank kamen wir nach mehr als 24 Stunden in der Stadt Lwiw an. Als ich später den Erzählungen anderer zuhörte, wurde mir klar, dass wir es im Vergleich dazu noch bequem hatten.
In Lwiw wurden wir von Regen und einer dröhnenden Luftschutzsirene begrüsst. Der Himmel weinte mit uns. Die wichtigste Frage in dieser fremden Stadt war: ‹Was jetzt?›
Ich liess meine Mutter mit meinen drei Kindern zurück, um heissen Tee und Essen für sie zu besorgen und eine Unterkunft zu suchen. Dann sah ich einen Freiwilligen in einer blauen Weste – Andrei*. Er versprach, uns an einen Ort zu bringen, an dem wir uns ausruhen, essen und duschen konnten. Er rief irgendwo an und eine Frau nahm ab. Sie sagte ihm, wir könnten vorbeikommen.
Andrei setzte uns in ein Auto. Normalerweise wäre ich nie zu einem Fremden ins Auto gestiegen. Aber ich vertraute ihm und hatte keine Angst. Er war für uns wie ein Held und es war ein Wunder, dass wir ihm begegnet waren.
Ich weiss nicht mehr, wie wir in der Unterkunft ankamen, wer unsere Sachen trug oder wie wir empfangen wurden. Aber als wir das Zimmer betraten, wusste ich, dass wir uns entspannen konnten. Die Unterkunft war in einer christlichen Gemeinde. Ich bin Gott so dankbar, dass wir diesen Ort gefunden haben.»
Der Krieg in der Ukraine geht gnadenlos weiter. Russland hat mit der Aktivierung seiner riesigen Milizarmee begonnen, implizit mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht und einen neuen Kommandeur der Armee eingesetzt, der seine Skrupellosigkeit bereits in Syrien unter Beweis gestellt hat.
Über sechs Millionen Menschen befinden sich in der Ukraine auf der Flucht und mehrere Millionen sind über Europa verstreut. Auch viele Russen und Russinnen fliehen aus ihrem Land, weil sie ein Armeeaufgebot oder eine Verhaftung wegen kriegskritischen Äusserungen befürchten.
Die Partner der HMK verteilen mehr als 2000 Lebensmittelpakete pro Monat an Flüchtlinge. Zusätzlich betreiben sie Notunterkünfte mit über 300 Schlafplätzen, in denen Menschen wenige Tage bis Wochen bleiben, duschen können und zwei Mahlzeiten pro Tag erhalten. Dank zahlreichen Materialspenden konnten wir seit Kriegsbeginn sieben Lkws mit über 85 Tonnen Hilfsgütern von der Schweiz in die Ukraine und ins benachbarte Moldawien senden. Dazu kommen viele Hilfsgüter, die unsere Partner vor Ort einkaufen und mit Kleinbussen an abgelegene Orte bringen. Herzlichen Dank für Ihre Gebete und Unterstützung!
*Symbolbild, Namen von der Redaktion geändert.